“Das Kino als kulturelle und soziale Praxis muss endlich zur gesamtstaatlichen Aufgabe werden.”

Der Bundesverband Kommunale Filmarbeit e.V. (BkF) kritisiert das geplante Reformvorhaben zur Filmförderung der BKM Claudia Roth: nach wie vor dominiere der ökonomische Blick auf das Kino. Gefordert wird u.a. eine Stärkung von Arthouse-Kinos und Filmfestivals.
22.05.2023 •
Betreff: Allgemein

Der neu gewählte BkF-Vorstand hat ein Statement veröffentlicht, dass sich kritisch mit den geplanten Reformvorhaben der BKM Claudia Roth befasst. Der BkF bemängelt unter anderem, dass, soweit die genannten Punkte dies erkennen lassen, nach wie vor ein eklatantes Ungleichgewicht zwischen der Förderung der Produktion auf der einen sowie der Kino- und Festivalauswertung auf der anderen Seite herrscht. Es genügt längst nicht mehr, die Herstellung von Filmen zu fördern und diese dann ihrem Schicksal zu überlassen. Vielmehr müssen die Kinos – und dabei insbesondere jene, die sich der Vermittlung von Filmkultur und Filmbildung verschieben haben – massiv gestärkt werden. Dies gilt ebenso für Filmfestivals, die für die Sichtbarmachung künstlerisch anspruchsvoller Filme immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ihne diese Auswertungsformen drohen künstlerisch ambitionierte Filme von den Leinwänden und damit aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verschwinden.

Kulturelle Perspektive auf das Kino gefordert

Der BkF fordert daher im Zuge der Neuordnung der Filmförderinstrumente des Bundes eine dezidiert kulturelle Sichtweise auf das Kino. Heißt konkret: Zumindest in jedem urbanen Ballungsraum sowie in der gesamten Fläche muss mindestens ein Kino ausschließlich künstlerischen und historischen Positionen des Films vorbehalten, gewerblichen Maßstäben enthoben sein sowie das gesamte Spektrum des Films technisch wie formal darstellen können. Diese Kinos müssen dementsprechend gefördert sein. Zugleich bedarf es besonderer Maßnahmen, um den Fortbestand der Filmkultur auch im ländlichen Raum zu stärken und zu sichern. „Wir reklamieren einen strukturierten Prozess, um diese Kinos im öffentlichen Raum zu sichern“, äußert sich der neu gewählte Vorstand des BkF.

Das Kino als kulturelle und soziale Praxis in all ihren Facetten und Ausprägungen muss endlich zur gesamtstaatlichen Aufgabe werden. Die Kommunalen Kinos erwarten hier seitens des Bundes ein deutliches Bekenntnis verbundenen mit einer spürbaren Stärkung dieser Kinoform.

Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung, 15. Februar 2023
Claudia Roth stellt Eckpunkte für Reform der Filmförderung vor

Die Filmbranche in Deutschland befindet sich in einem großen Umbruch. Das gegenwärtige System der Filmförderung passe immer weniger zu den sich grundlegend verändernden Rahmenbedingungen, konstatiert Kulturstaatsministerin Roth in einem Gastbeitrag in der Süddeutschen Zeitung – und präsentiert Eckpunkte für eine Reform der Filmförderung.

Über den Bundesverband kommunale Filmarbeit e.V.:

Der BkF ist der Verband der Kommunalen Kinos, nicht-kommerzieller Filmtheater, studentischen Filmclubs und filmkulturellen Initiativen und Einrichtungen in Deutschland. In ihm haben sich rund 60 Mitglieder zu einem Netzwerk der Filmkultur zusammengeschlossen. 

Auf ihrer Mitgliederversammlung während der Berlinale am 22. Februar 2023 wählten die Kommunalen Kinos satzungsgemäß einen neuen Vorstand. Zur 1. Vorsitzenden wurde Sarah Adam (Hamburg) gewählt, zum Schatzmeister wählten die Mitglieder den Ehrenfilmpreis-BW-2022-Träger Dieter Krauß (Stuttgart). Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden neben Andreas Heidenreich (Weiterstadt), der auch dem bislang amtierenden Vorstand angehörte, Joachim Kurz (Speyer) und Angela Seidel (Leipzig) gewählt. Die Kandidierenden wurden mit jeweils deutlichem Votum von der Mitgliedschaft für die Dauer von drei Jahren gewählt. Das neue Team kann neben einer großen Expertise in klassischer kultureller Filmarbeit u. A. auf eine breite Erfahrung in Festivalarbeit, Kinoentwicklung, filmpolitischer Gremienarbeit, Finanzierung und Förderung zurückgreifen. 

Das Kuratorium des BkF bilden: Robert Bramkamp, Ulrich Gregor, Angela Haardt, Dieter Krauß, Florian Opitz, Andres Veiel, Michael Verhoeven, Wim Wenders. 

Quelle: www.kommunale-kinos.de

Foto: BkF / Johannes Litschel – Der neue Vorstand des BkF e.V. (v.l.n.r.): Joachim Kurz (Stellvertreter, Speyer), Dieter Krauß (Schatzmeister, Stuttgart), Sarah Adam (1. Vorsitzende, Hamburg), Andreas Heidenreich (Stellvertreter, Weiterstadt), Angela Seidel (Stellvertreterin, Leipzig)