Am 27. und 28. Dezember läuft die neue Dramaserie von Filmpreis BW-Gewinner Jens Wischnewski ab 22.15 Uhr im ZDF. In der Mediathek sind die sechs Folgen bereits abrufbar.
Jens Wischnewski gewann 2018 den Baden-Württembergischen Filmpreis in der Kategorie “Bester Spielfilm” für seinen Film ‘Anne und der Tod’. Jetzt startet die sechsteilige Dramaserie ‘Neuland’, die er gemeinsam mit Autor Orkun Ertener verantwortet, im ZDF.
Die alleinerziehende Mutter Alexandra Brandt verschwindet spurlos. Ihre Schwester Karen, Berufssoldatin, wird von einem Auslandseinsatz in Mali nach Hause gerufen, um sich ihrer Nichten anzunehmen. Was niemand weiß: Karen ist seit einem traumatischen Einsatz in Afghanistan suchtkrank. Wie eine Außerirdische landet sie in der Kleinstadtidylle, die sich jedoch als trügerisch entpuppt. In vielen Familien brodelt es, an der Grundschule kommt es zu Gewalt zwischen den Kindern, ein Flüchtlingsjunge wird zum Sündenbock erklärt. Inmitten der Eskalationen ringt Karen mit dem Druck, sich ihrem Trauma zu stellen, um langfristig für ihre Nichten da sein zu können. Als das Rätsel um Alexandras Verschwinden aufgeklärt wird, lebt jedoch eine dunkle Lüge weiter.
Zwei Fragen an Jens Wischnewski
Was hat Sie an dem Drehbuch “Neuland” interessiert?
Als ich die Drehbücher zum ersten Mal lesen durfte, war ich gerade im Urlaub und hatte nur mein Handy zur Hand. Trotzdem konnte ich nicht anders, als sie in einem Rutsch zu lesen. Das Verschwinden einer alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern bringt die Geschichte in Gang, doch nach wenigen Minuten ist klar, dass der Kriminalfall nur am Rande beleuchtet wird und der erzählerische Fokus auf vier Familien liegt, die mit einem Gewaltvorfall an der Grundschule konfrontiert werden. Mich begeistert dabei vor allem, wie nah mich der Autor Orkun Ertener den Figuren beim Lesen kommen lässt und mit welcher Genauigkeit und Ambivalenz er die vielen unterschiedlichen Figuren zeichnet. Besonders berührt haben mich dabei die vier Protagonistinnen, aber Orkun hat es in meinen Augen ebenfalls geschafft, allen Nebenfiguren und auch den vielen Jugendlichen und deren Problemen eine beeindruckende Tiefe zu verleihen. So entsteht ein sehr emotionales Drama, das von persönlichen Konflikten getragen wird, gleichzeitig aber auch von gesellschaftlichen Konflikten erzählt. Thematisiert werden sehr unterschiedliche Aspekte von Gewalt. Angefangen bei alltäglichen Machtkämpfen an der Schule, zwischen Kindern, Eltern und Lehrern bis hin zu psychischer und auch körperlicher Gewalt in der Familie. Das Buch verwebt die Ebenen geschickt miteinander, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu heben. Ich hatte von Anfang an wahnsinnig große Lust, diese komplexe Geschichte mit ihren vielschichtigen Figuren zum Leben zu erwecken.
Das Gesellschaftsdrama erzählt von Manipulation, Missbrauch und Gewalt in einer vermeintlich heilen Vorstadtwelt und zeigt die unterschiedlichsten Rollenbilder. Was war Ihnen besonders wichtig bei der Verfilmung?
Zu den vier Protagonistinnen kommen jeweils mindestens drei weitere Familienmitglieder. Außerdem ein geflüchteter Junge mit seiner Mutter und der ganze Kosmos der Schule mit Lehrerin, Rektorin und weiteren Eltern. So entsteht ein großes Ensemble. Jede Rolle hat ihren ganz eigenen Blick auf die Geschichte. Mein oberstes Ziel war von Anfang an, niemanden aus den Augen zu verlieren. Dass auch alle Nebenfiguren von wundervollen Charakterschauspieler*innen gespielt wurden, hat mir extrem dabei geholfen, jede Perspektive glaubwürdig zu erzählen. Das war notwendig, um die Strukturen und Machtverhältnisse nachvollziehen zu können. Ich wollte möglichst nah an jede Figur herankommen und vermeiden, dass die Geschichte von außen mit distanzierter Draufsicht erlebt wird. Der Zuschauer soll die Möglichkeit haben, in die Familien einzutauchen und mit allen Figuren mitzufühlen. Jeder Bereich der Inszenierung sollte sich deshalb möglichst wahrhaftig anfühlen. Ich bin unendlich glücklich, dass mit Franziska Hartmann, Peri Baumeister, Mina Tander und Anneke Kim Sarnau vier Schauspielerinnen die Hauptrollen übernommen haben, die den Kern von “Neuland” sehr unterschiedlich, aber extrem eindringlich und mit viel Gespür für ihre Figuren zum Leben erweckt haben.
Die Fragen stellte Veronika Heinloth.
Neuland
DE / 2022 / Genre: Dramaserie / 6 Folgen / Regie: Jens Wischnewski / Drehbuch: Orkun Ertener / Produktion: ZDF / Cast: Franziska Hartmann, Inga Birkenfeld, Peri Baumeister, Mina Tander, Anneke Kim Sarnau, Lene Oderich, Aennie Lade, Christian Erdmann, Godehard Giese, Steve Windolf, Lucas Prisor, Angelina Häntsch, Serkan Kaya, André Hennicke, Albrecht Ganskopf, Janek Rieke
Sendetermine ZDF:
Folgen 1-3: Dienstag, 27. Dezember 2022, ab 22.15 Uhr
Folgen 4-6: Mittwoch, 28. Dezember 2022, ab 22.15 Uhr
ZDF-Mediathek: www.zdf.de/serien/neuland
Quelle: https://presseportal.zdf.de/pressemappe/neuland
Foto: ZDF / Georges Pauly