SIEBEN WINTER IN TEHERAN gewinnt Roman Brodmann Preis 2023

Regisseurin Steffi Niederzoll erhält die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihren “politisch und gesellschaftlich relevanten Dokumentarfilm mit besonderer Autorenhandschrift”.
08.05.2023 •
Betreff: Allgemein, Branche

Das Haus des Dokumentarfilms hat am 27. April 2023 zum zweiten Mal den Roman Brodmann Preis vergeben. In diesem Jahr ging die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung an Steffi Niederzoll für “Sieben Winter in Teheran” (MADE IN GERMANY Filmproduktion, Produzentin: Melanie Andernach; Gloria Films Production; TS Productions; WDR, Redaktion: Jutta Krug, 2023). Die Auszeichnung würdigt den politisch und gesellschaftlich relevanten Dokumentarfilm mit besonderer Autorenhandschrift. Insgesamt waren rund 110 Einreichungen dafür eingegangen. Elf Produktionen kamen auf die Shortlist, darunter sieben abendfüllende Filme und eine Doku-Serie.

Stellvertretend für Steffi Niederzoll, die mit ihrem Film zur Zeit in Kanada beim Hot Docs Festival in Toronto ist, nahm die verantwortliche WDR-Redakteurin Jutta Krug die Auszeichnung entgegen und verlas die Grußbotschaft der Regisseurin. Diese ist ebenso wie die Roman Brodmann Rede von Alice Agneskirchner im Wortlaut bei dokumentarfilm.info nachzulesen. Sibylle Hanau-Brodmann, Tochter von Roman Brodmann, übergab den Preis am Abend des 27. April in der gastgebenden Landesvertretung Rheinland-Pfalz beim Bund in Berlin.

Über den prämierten Film:

Mit „Sieben Winter in Teheran“ gewinnt nach dem Votum der Vor- und Hauptjury ein Kinodokumentarfilm, der das Schicksal einer mit 19 Jahren zum Tode verurteilten Iranerin erzählt. Regisseurin Steffi Niederzoll nutzt dafür Tagebuchaufzeichnungen, heimlich aufgenommene Telefongespräche sowie aus dem Gefängnis geschmuggelte Videos und Briefe. In der Kombination mit Interviews der Familienangehörigen rekonstruiert sie den Fall und seine Entwicklung über sieben Jahre hinweg – die Zeit, die die verurteilte Reyhaneh Jabbari in Haft verbrachte und in der ihre Familie vergeblich versuchte, ihre Hinrichtung zu verhindern.

Für die Juror:innen ist es ein Film, der aus den Nominierungen heraussticht, „auch, weil er nicht hätte gedreht werden dürfen. Weil das repressive System, das er sichtbar macht und anklagt, nicht gesehen werden will.“ Das Publikum erlebe eine „junge Iranerin, die sich vom diktatorischen Staat und seiner frauenverachtenden Scharia nicht brechen lässt und deren Stimme im Laufe der ‚Sieben Winter‘ stärker wird als das Regime selbst.“

„Sieben Winter in Teheran“ hatte Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale und kommt im Sommer 2023 in die deutschen Kinos. Fernseh-Koproduzent ist der WDR, der den Film nach der Kinosperre ausstrahlen wird. Redaktionell verantwortlich ist Jutta Krug aus der WDR-Redaktion Dokumentarfilm.

Über den Roman Brodmann Preis und das Kolloquium:

Die Preisverleihung war der feierliche Abschluss des Roman Brodmann Kolloquiums, das das Haus des Dokumentarfilms seit 2022 zusammen mit seinem Kooperationspartner Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Berlin durchführt. Das diesjährige Motto lautete UNVERZICHTBAR! MEDIENFREIHEIT UND DOKUMENTARFILM. In der gastgebenden Landesvertretung Rheinland-Pfalz beim Bund diskutierten dazu Dokumentarfilmer:innen, Vertreter:innen von Verbänden, Sendern und anderen Medien. Partner/Unterstützer waren Arte, Reporter ohne Grenzen, die Heinrich-Böll-Stiftung und der DJV Berlin – JVBB.

Der Roman Brodmann Preis und das gleichnamige Kolloquium wurden 2022 vom Haus des Dokumentarfilms und dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) gemeinsam ins Leben gerufen. Der mit 10.000 € dotierte Roman Brodmann Preis würdigt den zeitkritischen Dokumentarfilm mit besonderer Autorenhandschrift. Er steht damit ganz im Geiste seines Namensgebers – dem Fernsehpionier Roman Brodmann, der als bekanntester Vertreter der Stuttgarter Schule gilt. Im begleitenden Kolloquium richtet sich das IfM mit Panels, Keynotes und Fachreferaten an die Dokumentarfilmbranche, Senderredaktionen und andere Medienschaffende.

Die Mitglieder der Hauptjury 2023 waren David Bernet (Regisseur, AG DOK-Ko-Vorsitzender), Bettina Böhler (Editorin, Regisseurin) und Elwira Niewiera (Autorin, Regisseurin), den Jury-Vorsitz hatte Ulrike Becker inne, Leiterin Haus des Dokumentarfilms · Europäisches Medienforum Stuttgart e.V.. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro soll laut Statuten des Roman Brodmann Preises der Entwicklung einer neuen Produktion dienen.

Quelle: Haus des Dokumentarfilms

Filmstill: Made in Germany